Immer mehr Menschen streben nach einem Leben ohne Massenkonsum: Zurück zur Natur, weg von materiellem Überfluss und finanzieller Abhängigkeit. Für viele Aussteiger*innen (oder solche, die es werden wollen), bietet ein Tiny House die perfekte Lösung:
Auf 50 m2 oder weniger haben Bewohner*innen alles, was sie täglich brauchen. Allerdings ist das Wohnen im Minihaus nicht ganz so einfach. Denn nicht jeder beliebige Ort kommt als Stellplatz für ein Tiny House infrage.
Je nach Bundesland bzw. Gemeinde gelten bestimmte Vorschriften, die du genau prüfen solltest. Grundsätzlich gibt es 3 Möglichkeiten, sich mit einem mobilen Eigenheim niederzulassen:
In diesem Artikel befassen wir uns näher mit der dritten Option: Was ist das Besondere an Tiny-House-Siedlungen? Wo findest du solche Dörfer in Deutschland? Und warum wird diese neue Art des Wohnens immer beliebter? Das und mehr beantworten wir hier.
Inhaltsverzeichnis
1. Dorf, Siedlung, Kommune: Wie Tiny Houses Menschen zusammenbringen
2. Welche Vorteile bieten Tiny-House-Siedlungen?
3. Wo gibt es Tiny-House-Siedlungen in Deutschland?
3.1. Tiny-House-Village in Mehlmeisel, Bayern
3.2. Tiny-House-Siedlung „Albgau“ in Baden-Württemberg
3.3. Tiny-House-Dorf „Lilleby“ in Hamburg
3.4. Minihaus-Siedlung „ecovillage hannover“ in Niedersachsen
Der Wunsch nach einem Rückzugsort ist oft genauso groß wie der Wunsch nach Gemeinschaft. Wer sich den Traum vom Tiny House erfüllen will, sollte also durchaus erwägen, sich mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen.
Wenn eine Tiny-House-Siedlung bereits als solche zugelassen wurde, kannst du dir dadurch eine Menge bürokratischen (und finanziellen) Aufwand sparen. Hinzu kommt, dass du dich um vieles im Alltag nicht allein kümmern musst:
Oft gibt es in Tiny-House-Dörfern Gemeinschaftsbereiche, die alle Mitglieder beispielsweise zum Kochen oder Waschen nutzen. Abgesehen von der Ausstattung macht vor allem der Community-Aspekt den Reiz solcher Siedlungen aus: Bewohner*innen leben zusammen, unterstützen sich gegenseitig und bleiben weitestgehend unabhängig von der Außenwelt.
Vogelgezwitscher statt Autolärm, Gemüse aus dem Garten statt Junk Food aus dem Supermarkt, mietfreies Wohnen statt jahrzehntelanger Baufinanzierung:
Es gibt viele Gründe, warum Menschen von der Großstadt in ein Dorf mit Tiny Houses ziehen. Aber die Bewohner*innen selbst sind nicht die einzigen, die von einer minimalistischen Lebensweise profitieren.
Genauso lohnt es sich für Gemeinden, Stellplätze für Minihäuser bereitzustellen. Denn Tiny Houses sind in vielerlei Hinsicht günstiger und nachhaltiger als herkömmliche Wohnformen.
Ein mobiles Eigenheim im Mini-Format beansprucht weitaus weniger Platz als ein normales Einfamilienhaus. Viele Städte und Gemeinden sehen daher in Tiny-House-Siedlungen eine Möglichkeit, die zunehmende Wohnungsnot zu bekämpfen. Außerdem muss weniger Bodenfläche versiegelt werden, was wiederum die Umwelt schont.
Tiny Häuser benötigen vergleichsweise wenig Energie für Strom und Heizung. Zudem handelt es sich bei vielen Tiny-House-Siedlungen um sog. „Öko-Dörfer“, die auf einen besonders nachhaltigen Umgang mit Ressourcen achten. Dazu gehören Lebensmittel aus biologisch-kontrolliertem Eigenanbau ebenso wie Solaranlagen und Ladestationen für E-Autos.
Tiny-House-Siedlungen dienen nicht nur als permanenter Wohnort für Menschen, die bereits ein eigenes Minihaus besitzen. Viele Dörfer bieten auch eine Unterkunft für Urlauber*innen, die auf kleinstem Raum eine Auszeit genießen wollen. Städte und Gemeinden können Tiny Houses somit als touristische Attraktion nutzen, um Besucher*innen anzulocken und lokale Geschäfte zu unterstützen.
Der Trend hin zum minimalistischen Wohnen macht sich auch jenseits von Instagram & Co. bemerkbar. Inzwischen sind bereits die ersten Tiny-House-Siedlungen in verschiedenen Bundesländern entstanden – Tendenz steigend! Die wichtigsten Infos zu aktuellen Projekten haben wir hier für dich zusammengefasst.
Seit 2017 steht auf dem Gelände eines ehemaligen Campingplatzes im Fichtelgebirge das erste Tiny-House-Village Deutschlands. Hier sind derzeit über 30 Menschen zuhause (und es kommen ständig mehr dazu!). Sanitäranlagen mit Duschen, Toiletten, Waschmaschine und Trockner befinden sich in einem Gemeinschaftshaus, das allen Bewohner*innen offensteht. Wer Teil der Community werden möchte, kann sich online für einen Stellplatz bewerben. Besucher*innen haben außerdem die Möglichkeit, Tiny Houses für einen Urlaub zu buchen.
Südöstlich von Karlsruhe liegt eine Siedlung namens „Albgau“, die 2019 auf einem Campingplatz-Gelände entstanden ist. Mitgliedern des Vereins „Tiny Houses für Karlsruhe e.V.“ stehen acht bis zehn Parzellen (je 80–100 m2) zur Verfügung. Wer sich dauerhaft niederlässt, kann den Stellplatz auch als Erstwohnsitz anmelden. Aktuell leben hier fünf Bewohner*innen – in Zukunft soll die Community noch weiter wachsen.
Etwa 30 Minuten von Hamburg, mitten im Naturpark Lauenburgische Seen, nimmt derzeit das Tiny-House-Dorf „Lilleby“ Gestalt an. Das Gelände erstreckt sich über 20.000 m2 zwischen stillgelegten Bahngleisen in der Gemeinde Hollenbek. Zwei Tiny Houses wurden auf der Siedlung schon aufgestellt – insgesamt bietet Lilleby Platz für zwölf bis 15 Bewohner*innen.
Wer einen Stellplatz mietet, bekommt dazu auch ein WG-Zimmer im Haupthaus (ein ehemaliges Bahnhofsgebäude) für den Erstwohnsitz. Optional kannst du außerdem einen Gewerberaum, eine Ladestation für E-Autos und einen Gartenfläche anmieten. Wie beim Tiny-House-Village Mehlmeisel ist eine Bewerbung ganz einfach online möglich.
Dort, wo im Jahr 2000 die Expo-Weltausstellung stattfand, ist heute ein zukunftsweisendes Wohngebiet in Arbeit. Auf ca. 50.000 m2 sollen im Stadtteil Hannover-Kronsberg 500 Wohneinheiten für über 800 Menschen errichtet werden. Rund zwei Drittel der verfügbaren Fläche bleiben dabei unbebaut. Ziel des Projekts ecovillage hannover ist eine bunt gemischte Gemeinschaft, die neue Maßstäbe in punkto Nachhaltigkeit setzt.